Mittwoch, 19. Oktober 2011

Blackout (original Mix)

Guten Abend.
Diesmal also ganz ohne Hilfe, ohne Stichworte, ohne irgendwas. Alles selbst ausgedacht!
Ich war gerade Zigaretten holen, und irgendwie habe ich mir mal wieder die Frage gestellt, was uns denn in die Fremde zieht.
Was veranlasst uns dazu, dass wir nicht mit dem, was wir zuhause haben zufrieden sind, dass wir uns die Frage stellen,
"Was wäre wenn?"
Ja, was wäre denn, wenn ich jetzt in der Fremde sitzen würde, ungefähr 700 Kilometer weg von hier?
Wäre ich dort glücklicher? Ich weiß es nicht. Ich weiß, dass ich die Menschen, die mir ans Herz gewachsen sind nicht
kennen würde. Ich weiß auch, dass ich vermutlich nur sehr, sehr selten hier in dieser Stadt wäre, denn was würde
mich schon hier her ziehen? Die Großstadt ist immer spannend, wenn man sie für ein paar Tage besucht.
An beinahe jeder Straßenecke gibt es neues, unbekanntes zu entdecken, irgendwie hört sie nie auf, diese Spannung.
Aber hier? Gäbe es hier wirklich irgendetwas neues zu entdecken? Ich würde an den Wochenenden vermutlich mit den
seltsamen Freunden meiner Mutter herumhängen. Wow.
Auch, wenn es sicher spannend wäre, die Jugend in der Hauptstadt zu verbringen... Ich wäre vermutlich noch stärker
abgerutscht, als ich es im Alter von 13-15 sowieso schon bin. Vermutlich hätte ich irgendwo Ärger für schlecht gesprühtes
Graffiti bekommen, oder sowas in der Art. Und ob es das wirklich Wert gewesen wäre, naja.
Aber trotz allem, mein Leben möchte ich nicht hier, in dieser Stadt, die ich Momentan "Heimat" nenne, verbringen.
Das ist mir gerade aufgefallen, als ich zum Zigarettenautomaten gelaufen bin. Die Bürgersteige werden hier hochgeklappt,
habe ich manchmal das Gefühl. Man sieht kaum Menschen auf den Straßen, selbst am Wochenende nicht.
Klar, vor den größeren Clubs und Discos herrscht reges treiben, aber ein wirkliches Nachtleben gibt es hier kaum.
Und auch sonst, diese Stadt hier bietet nicht allzu viel. Eine Einkaufsstraße, die üblichen großen Ketten, nichts allzu besonderes.
Warum ich also irgendwann mal aus dieser Stadt weg möchte ist wohl klar. Der Zeitpunkt wird kommen, früher oder später.
Ob ich dann irgendwann, im Laufe meines -hoffentlich langen- Lebens wieder zurückkomme, naja, das ist wieder etwas anderes.
Zum Aufwachsen gibt es hier einige nette Flecken, für Kinder sicher reizvoll. Auch, wenn ich mir keine Jugend auf dem Land
vorstellen könnte. Dazu bin ich dann doch selbst zu verwöhnt, als dass ich so etwas für meine Kinder wollen würde.
Nun, weil diese Stadt hier also nicht allzu viel zu bieten hat zieht es also mich hier weg.
Warum zieht es aber andere in die Ferne?
Was veranlasst Menschen, die ihr ganzes Leben an einem Ort verbracht haben dann irgendwann dazu die Ferne zu suchen?
Heutzutage ziehen immer mehr Menschen wegen ihres Berufs um. Ich persönlich finde das ganz in Ordnung, denn haben den Luxus,
dass wir uns selbst aussuchen können, was wir werden wollen. Für uns stehen nichtmehr unbedingt Verdienst- und Aufstiegschancen im
Fokus, nein, wir können es uns erlauben, das, was uns Spass macht zu tun. Leider wird aber das, was dem ein oder anderen Spass macht
in einem provinzialischen Kaff nicht wirklich angeboten. Also muss man das Weite suchen, oder sich mit der Situation arrangieren.
In Zeiten des Internets ist das sicher auch einfacher geworden. Pendeln ist auch noch eine Möglichkeit, aber auch das wird auf die
Dauer sehr anstrengend und Öde. Also bleibt nur die Fremde, wenn man wirklich an seinem Traum festhalten möchte, oder?
Ein anderer Grund kann heutzutage auch die Liebe sein. Man liest es immer wieder, immer mehr Menschen lernen ihre Partner
im Internet kennen. Das es da nunmal häufiger vorkommt, das man in verschiedenen Ecken des Landes wohnt ist ganz selbstverständlich.
Wieso also nicht wegziehen? Ist ja ganz einfach! Pustekuchen. Wer zieht für wen um, wer bringt dieses Opfer, lässt Familie, Freunde
für den Partner hinter sich, wer hat in Beziehungskrisen dann den ultimativen Trumpf in der Hinterhand? Lohnt sich das, auf die Dauer gesehen?
Auch hier kann es wieder Segen und Fluch zugleich sein. Denn unter Umständen findet man ja in der neuen Stadt genau das, wonach man
sich in der alten Heimat immer gesehnt hat. Oder auch nicht, aber dann ist die Krise unvermeidlich, glaube ich.
Naja. Ein ganz anderer Grund für Fernweh - Die Sehnsucht. Wie gesagt, durch Internet, Film und Fernsehen können wir die aufregendsten Orte
der Welt bestaunen. Orte, die wir normalerweise niemals zu Gesicht bekommen würden. Riesige Städte in den USA, unendliche Wüsten,
wunderschöne Buchten, Inseln, all das, wovon wir normalerweise nichtmal Träumen. Und dank niedriger Flugpreise und alldem ist es uns
heute möglich, diese Orte zu besuchen. Ganz einfach. Fix das Ticket gebucht, den Koffer gepackt und ab zum Flughafen.
Weltenbummler gibt es immer mehr, Aussteiger, die auf ihren Booten, in ihren Wohnmobilen, manchmal auch zu Fuß, die Welt bereisen.
Ich habe höchsten Resepekt vor einem Leben dieser Art! Man reduziert sich auf das, was wirklich wichtig ist im Leben.
Man weiß das, was man hat zu schätzen. Man weiß, was man am Ende des Tages geleistet hat, wenn man von seinem Boot aus in den
Sonnenuntergang in der Karibik blickt.
Auch, wenn ich soetwas selbst gern einmal erleben würde, ich glaube, mir fehlt schlicht und ergreifend der Mut dazu.
Der Mut, all das, was mir etwas bedeutet hinter mir zu lassen. Denn an materiellem hänge ich schon lange nichtmehr wirklich.
Es sind nur noch einige Menschen, an denen ich wirklich hänge, und denen ich wohl hinterher trauern würde.
Aber auf einem Boot ist leider kein allzu großer Platz für viele Menschen.
Also bleibe ich weiter hier, denke ich. Bis ich irgendwann mal Weg ziehe. Oder sowas in der Art. Vielleicht zum Studieren,
vielleicht aus Jux und Dollerei, vielleicht um die Welt zu erkunden, vielleicht aber auch garnicht.
Wer weiß das schon.
Over&out.
<3

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